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EU will Fluggastrechte einschränken – Warum Reisende jetzt besonders wachsam sein müssen

Geschrieben von Inga | Jun 11, 2025 2:00:00 PM

Die Europäische Union plant, die Rechte von Flugreisenden deutlich zu schwächen. Laut einem Beschluss der Verkehrsminister der EU-Mitgliedsstaaten soll der Anspruch auf Entschädigung bei Verspätungen künftig erst ab vier Stunden gelten – bisher lag die Schwelle bei drei Stunden. Bei Langstreckenflügen soll die Grenze sogar auf sechs Stunden steigen. Gleichzeitig ist vorgesehen, die Entschädigungssummen zu pauschalisieren und teilweise zu senken.

Was nach einem rein technischen Anpassungsvorgang klingt, hätte für Millionen Verbraucher:innen handfeste Nachteile. Verbraucherschützer:innen schlagen Alarm – und mit gutem Grund.

 

1. Real erlittene Schäden – ohne Ausgleich

Ob Geschäftsreise oder Familienurlaub: Flugverspätungen sind mehr als nur lästig – sie verursachen reale finanzielle und persönliche Verluste. Verpasste Meetings, Anschlussflüge, Hotelnächte oder Veranstaltungen sind keine Bagatellen, sondern konkret spürbare Schäden.

Die bisherige Drei-Stunden-Regel war ein praktikabler Kompromiss: Sie sorgte für klare Ansprüche und einen Ausgleich, ohne Airlines unverhältnismäßig zu belasten. Mit der geplanten Anhebung der Schwelle würden viele dieser Fälle künftig leer ausgehen, obwohl sich an der Belastung für die Reisenden nichts ändert.

2. Verbraucherrechte werden systematisch ausgehöhlt

Schätzungen zufolge würden 60 bis 80 Prozent der bisherigen Entschädigungsansprüche unter den neuen Regeln wegfallen. Damit verliert die EU-Fluggastrechteverordnung einen großen Teil ihrer Schutzwirkung. Für Reisende bedeutet das nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch den Verlust eines wichtigen Instruments zur Wahrung ihrer Rechte.

Airlines sind bereits heute in vielen Fällen von der Entschädigungspflicht ausgenommen – etwa bei „außergewöhnlichen Umständen“. Eine zusätzliche Hürde durch längere Wartezeiten würde das Machtungleichgewicht weiter zu Ungunsten der Verbraucher:innen verschieben.

3. Gefahr für Klima und Effizienz

Airlines behaupten, strengere Entschädigungsregeln führten zu mehr Ersatzflügen und damit zu höheren Emissionen. Diese Argumentation hält einer genauen Prüfung jedoch kaum stand.

Tatsächlich sorgen klare Entschädigungsregeln dafür, dass Airlines effizienter, verlässlicher und mit mehr Verantwortung planen – also weniger überbuchen, besser koordinieren und Verspätungen aktiv vermeiden. Wird dieser wirtschaftliche Anreiz abgeschwächt, drohen mehr Verspätungen, unkoordinierte Abläufe, längere Umsteigezeiten und im schlimmsten Fall mehr Leerflüge – was nicht nur Reisende belastet, sondern auch den CO₂-Ausstoß erhöht.

4. Rechtssicherheit droht verloren zu gehen

Die aktuelle Regelung nach EU-Verordnung 261/2004 gilt als eine der erfolgreichsten europäischen Verbraucherschutzgesetze: Sie ist klar, leicht verständlich und durchsetzbar – auch ohne juristisches Vorwissen.

Die geplante Reform bringt jedoch mehr Unsicherheit und Intransparenz: Wer ist wofür und wann noch verantwortlich? Welche Verspätung ist "ausreichend"? Was gilt auf welchen Strecken? All das würde komplizierter – zum Nachteil der Verbraucher:innen, die oft auf schnelle und unkomplizierte Hilfe angewiesen sind.


Ein Rückschritt auf ganzer Linie


Die geplante Reform der EU-Fluggastrechte bedeutet aus Sicht der Verbraucher:innen einen massiven Rückschritt. Sie schwächt einen bewährten Schutzmechanismus, reduziert den Druck auf Airlines, pünktlich und verlässlich zu arbeiten, und bringt mögliche negative Folgen für Klima und Vertrauen in die EU-Politik mit sich.

Gerade in Zeiten steigender Ticketpreise, wachsender Unsicherheit und eingeschränkter Mobilität ist es das falsche Signal, die Rechte der Reisenden zu schwächen, anstatt sie zu stärken.

Hier kannst du die Petition gegen die geplante Schwächung der Fluggastrechte unterzeichnen.